Eine bessere Gesellschaft: Comic-Geschichten von intergenerationeller Freude und Solidarität
Ausstellung und Recherche „Echos der Bruderländer“ in Zusammenarbeit zwischen der MORUS Oberschule Erkner und Haus der Kulturen der Welt Berlin
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des WP-Kunst JGS 9 (SJ 2023/2024):
Charlotte Böhning (9a), Luis Brenner (9b), Dave Degenkolb (9c), Mia-Coco Frommberger (9c), Valeria Gaida (9b), Ben Misgeld (9c), Samantha Matthes (9b), Flora Mitscherling (9c), Emilia Reichert (9c), Melina Schulz (9c), Lukas Steudtner (9b), Sandro Tannenberg (9a), Roman Wenzel (9a), Lara Winzer (9b), Ben Zimmermann (9b).
Zeitzeug*innen: Tanju Tügel, Hải Bluhm, Bernd Lange.
Künstler*innen: Santiago Calderón, Aliza Yanes, Hamed Eshrat.
Die 9. Klasse (SJ 2023/2024) der MORUS-Oberschule in Erkner hat sich mit dem Kunstlehrer Dejan Marković und den Künstler*innen Santiago Calderón und Aliza Yanes auf die Suche gemacht, um das Thema ‚Bruderländer‘ durch Interviews mit Zeitzeug*innen und die Erforschung historischer Spuren in der Stadt zu erfassen. Die Schüler*innen erweiterten ihr Verständnis der DDR-Geschichte mit Blick auf das Leben der Migrant*innen aus den ‚Bruderländern‘, erfuhren Geschichten, die in Vergessenheit geraten waren, und konzentrierten sich in ihren Recherchen auf Vorstellungen von einer Politik der Freude und Solidarität. Im Anschluss übersetzten sie die Interviews gemeinsam mit dem Künstler Hamed Eshrat in Comics, die auf acht Flaggen vor dem Haus gehisst sind. Die Vergangenheit dient hier als Zugang zum besseren Verständnis der Gegenwart, um die Frage zu beleuchten, inwiefern die damaligen und die heutigen Erfahrungen des Othering mit der heutigen Lebensrealität der Jugendlichen zusammenhängen.
Mehr über das Projekt „Eine bessere Gesellschaft: Comic-Geschichten von intergenerationeller Freude und Solidarität“.
Workshop: WP-Kunst JGS9, "Eine bessere Gesellschaft – EBG". Fotos: Nin Solis, HKW Berlin, 2024
Kuratorisches Statement
„Wer die historischen und gegenwärtigen globalen Beziehungen Deutschlands nur durch das Prisma der BRD und somit des Westens betrachtet, erfasst nicht das ganze Bild und führt einen Diskurs, der unweigerlich in einem ausgrenzenden und einseitigen Geschichtsbild mündet. Wenn die deutsche Nachkriegs- und Nachwendegeschichte erzählt wird – eine Geschichte, die auch als die des „Beitritts der DDR zur BRD“ betrachtet und kritisiert werden kann –, dann wird ein Vermächtnis der Deutschen Demokratischen Republik häufig ausgeblendet: die Migrationsbewegungen und transnationalen politischen, wirtschaftlichen, bildungsbezogenen und künstlerischen Verflechtungs- und Austauschprozesse, die durch Bündnisse und Abkommen der DDR mit anderen sozialistisch orientierten Staaten, den sogenannten „Bruderländern“, zustande kamen. Im weiteren Sinn bezieht sich der Begriff auf die Gesamtheit der ideologischen, politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die den Kultur- und Bildungsaustausch sowie die wirtschaftliche oder politische Unterstützung zwischen der DDR und ihren Verbündeten ermöglichten – wozu auch die Übernahme von Vertragsarbeiter*innen zählte. Zwischen 1949 und 1990 migrierten in diesem Rahmen Hunderttausende Menschen in die DDR, darunter etwa 500.000 Arbeiter*innen und Auszubildende[1] aus Ländern wie Algerien, Angola, Mosambik und Vietnam und bis zu 70.000 Studierende[2] unter anderem aus Ghana, Guinea-Bissau, Nigeria, Syrien, Tansania und Vietnam. Hinzu kamen Tausende politische Migrant*innen aus sozialistischen Ländern wie Chile oder nicht-sozialistischen Ländern wie der Türkei, in denen Kommunist*innen verfolgt wurden. 1989 lebten in der DDR 190.000 ausländische Staatsangehörige. […]„
Prof. Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung
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Ausstellung „Echos der Bruderländer“
1.3.–20.5.2024, HKW Berlin
Zwischen 1949 und 1990 migrierten hunderttausende Menschen aus Ländern wie Algerien, Angola, Chile, Guinea-Bissau, Kuba, Mosambik, Syrien und Vietnam in die DDR. Ihre Geschichten blieben oftmals unerzählt. Das Ausstellungs- und Rechercheprojekt Echos der Bruderländer widmet sich den oft übersehenen politischen, wirtschaftlichen, bildungsbezogenen und künstlerischen Verflechtungen, Austauschprozessen und Migrationsbewegungen zwischen der DDR und anderen sozialistisch orientierten Staaten, den sogenannten ‚Bruderländern‘.
Mehr über die Ausstellung „Echos der Bruderländer: Was ist der Preis der Erinnerung und wie hoch sind die Kosten der Amnesie? Oder: Visionen und Illusionen antiimperialistischer Solidarität“
Werk in der Ausstellung
Eine bessere Gesellschaft – EBG (2024), 8 Flaggen, je 150 × 230 cm. Courtesy die Künstler*innen

Foto: Hannes Wiedemann, HKW Berlin, 2024
Ausstellungseröffnung
Freitag, den 01.03.2023, um 19 Uhr, HKW Berlin

Publikation
Echos der Bruderländer – Reader (de/en)
Was ist der Preis der Erinnerung und wie hoch sind die Kosten der Amnesie? Oder: Visionen und Illusionen antiimperialistischer Solidarität
Verlag: Haus der Kulturen der Welt (HKW) und Archive Books, Berlin, 2024
Sprachen: Deutsche oder englische Ausgabe
Circa 224 Seiten, Softcover, 100 Bilder
ISBN: 978-3-949973-54-3
Preis: 17€
Erhältlich: Im Buchhandel, im HKW-Shop und über den Webshop vom HKW Berlin